7 Fragen: Sven Flasshoff vom VDMA über den russischen Markt, Lokalisierung und Digitalisierung im Maschinenbau

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Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) umfasst 3.200 Mitglieder und ist die größte Netzwerkorganisation des europäischen Maschinenbaus. Der VDMA-Büro Russland steht in ständigen Kontakt mit VDMA-Unternehmen in Russland und sammelt Informationen über den russischen Markt und die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen.

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  1. Was macht den russischen Markt trotz Sanktionen so attraktiv?

2018 war der russische Markt für den deutschen Maschinenbau der weltweit zehntgrößte Exportmarkt, unter den Ländern außerhalb der EU belegte Russland im Länder-Ranking den dritten Platz. Die Sanktionen werden natürlich auch vom Maschinenbau eingehalten. Aber es ist ja nicht das gesamte Russlandgeschäft über alle Branchen hinweg von den Einschränkungen betroffen, sondern eher klar definierte Teilbereiche.

  1. Die Sanktionen erschweren deutsche EU-Exporte nach Russland. Welche Chancen bietet da die Lokalisierung für deutsche Unternehmen im Maschinen- und Anlagebau?

Lokalisierung ist für die europäischen Maschinenbauer kein isolierter Wert an sich, Produktionen werden aufgebaut, wenn es wirtschaftlich sinnvoll ist. Unter den ausländischen Maschinenbauern sind die deutschen aktuell die größte Investorengruppe in Russland. Und dass die Sanktionen Exporte nach Russland beschränken, das lässt sich mit dem Aufbau einer Produktion in Russland natürlich nicht umgehen.

  1. Welche Standorte in Russland sind besonders attraktiv für die Lokalisierung?

Ballungsgebiete mit einer entwickelten Infrastruktur und einem bereits vorhandenen lokalen Maschinenbau.  Die europäischen Investitionen im Maschinenbau liegen bisher in der Regel am Rand oder in der Nähe von größeren Städten im europäischen Teil Russlands.

  1. Welche Auswirkungen haben die staatlichen Subventionen von diversen russischen Maschinenherstellern zur Entwicklung des heimischen Maschinenbaus auf deutsche Maschinenhersteller und deren Exporte nach Russland?

Subventionsempfänger können ihre Erzeugnisse billiger anbieten, was deren Wettbewerbssituation durchaus verbessern könnte.

  1. Im Rahmen der Entwicklung des heimischen Marktes investiert Russland stark in Modernisierungen und Digitalisierung, einschließlich Projekte zur Einführung von Industrie 4.0-Lösungen. Welche Chancen ergeben sich daraus für europäische Unternehmen die nach Russland exportieren oder in Russland tätig sind?

Wenn es Nachfrage nach Digitalisierung im Maschinenbau gibt, dann können die europäischen Hersteller natürlich hochwertige Lösungen anbieten. In der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung setzt Russland auch im europäischen Vergleich bereits heute durchaus Maßstäbe. In der produzierenden Bereich gibt es ebenfalls erfolgreiche Projekte, aber in einigen Branchen mag vielleicht Potential für eine noch aktivere Entwicklung vorhanden sein.

  1. Welche Rolle nimmt der VDMA ein um die Interessen der Unternehmen im Maschinen und Anlagebau in Russland zu vertreten?

Der VDMA unterstützt seine deutschen und europäischen Mitglieder mit Netzwerkaktivitäten, Dienstleistungen und Interessenvertretung dabei, weltweit noch erfolgreicher zu werden. Das gilt natürlich auch für Aktivitäten unserer Mitglieder in Russland.

  1. Russland investiert stark in die Landwirtschaft. Welche Auswirkungen hat das auf die Branche im Hinblick auf die gleichzeitige Investition in die Entwicklung heimischer Maschinenhersteller?

Der russische Landtechnikmarkt ist im internationalen Vergleich durchaus bedeutsam. Daher haben auch zahlreiche ausländische Landtechnikhersteller in Russland investiert und produzieren vor Ort. Eine vergleichsweise hohe Nachfrage ist für Hersteller von Landtechnik natürlich immer positiv.

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sven_flasshoff

Sven Flasshoff ist seit 2014 der Geschäftsführer des VDMA-Verbindungsbüros Russland.
Zuvor war er jahrelang im Bereich Business Development in Russland und den GUS-Staaten tätig und beriet Unternehmen von 2010-2014 als Independent Consultant zum Thema.

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